ornaleft.gif (2285 Byte) Theseus ornarignt.gif (2287 Byte)

Unter allen griechischen Heroen, kam Theseus dem Herakles an Ruhm und Ansehen am nächsten und er lebte auch zur selben Zeit. Theseus war der Sohn des Königs Aigaios von Athen, doch wuchs er bei seiner Mutter, in der Stadt Troizen, auf. Als er sechzehn Jahre alt war, führte ihn seine Mutter zu einem Felsen, unter dem einst Aigaios Sandalen und ein Schwert zurückgelassen hatte. Wenn der Jüngling stark genug geworden war, um den Felsen zu heben, sollte ihn seine Mutter nach Athen schicken. Theseus hob den Felsen mit Leichtigkeit und machte sich auf den Weg nach Athen, um seinen Vater zu besuchen. Schon am ersten Tag seiner Wanderung konnte Theseus seinen Heldenmut beweisen, als er den Straßenräuber Periphetes traf. Dieser überfiel Reisende und schlug sie mit seiner Keule nieder, doch Theseus  tötete ihn mit einem Streich. Auch auf seinem weiteren Weg säuberte er die Gegend von Mördern und wilden Tieren. Endlich erreichte Theseus Athen und wurde von seinem Vater freundlich empfangen. Da Aigaios keine anderen Kinder hatte, stellte er Theseus dem Volk als zukünftigen König vor und die Athener nahmen den, durch seine abenteuerlichen Anreise, schon berühmt gewordenen jungen Helden freudig auf. Jedoch hatte Aigaios nicht weniger als fünfzig Neffen, die nichts von Theseus gewußt hatten und somit dachten, daß ihnen das Königreich ihres Oheims nach seinem Tode zufallen würde. Nun um ihre Hoffnung betrogen, schmiedeten sie einen Plan, den Theseus zu töten. Theseus erfuhr jedoch davon, und erschlug sie alle bevor sie ihren schändlichen Plan in die Tat umsetzten konnten. Zur gleichen Zeit wurde die benachbarte Gegend Marathon von einem wilden Stier geplagt, der großen Schaden unter Vieh und Menschen anrichtete. Theseus zog aus, suchte die Bestie und konnte sie schließlich, nach langem Kampf, erlegen und unter großem Jubel brachte er das Tier nach Athen, wo der Stier dem Apollo geopfert wurde.

Dem frohen Opferfest folgten Tage tiefer Trauer. Einst hatten die Athener den Sohn des Königs Minos von Kreta erschlagen, nachdem er in einem Wettkampf alle Jünglinge aus Athen besiegt hatte. Um sich für diesen feigen Mord zu rächen, kam König Minos mit einem gewaltigen Heer nach Athen, belagerte die Stadt und konnte sie schließlich einnehmen. Seit dem mußten die Athener jedes neunte Jahr als Tribut sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta schicken, wo sie dann dem Minotauros geopfert wurden. Der Minotauros, ein schreckliches Ungeheuer, halb Mensch, halb Stier, hauste in einem riesigen Labyrinth, daß einst Dädalos entworfen und gebaut hatte. Einmal in ihm gefangen, hatte noch niemand den Ausweg wiedergefunden. Als nun Theseus dies hörte, beschloß er mutig, auch nach Kreta zu fahren, und das Ungeheuer zu erlegen. Vor der Abfahrt erfleht er noch den Beistand der Göttin Aphrodite. Der alte König Aigaios bat ihn zwar zu bleiben, doch Theseus ließ sich nicht beirren und machte sich mit den vierzehn, zur Opferung auserkorenen jungen Athenern, auf den Weg nach Kreta. Auf der langen Seereise kamen dem jungen Helden nun doch Zweifel. Er dachte zwar den Minotauros töten zu können, doch wie sollte er den Ausweg aus dem Labyrinth finden. Da kam ihm, zur rechten Zeit, die Göttin Aphrodite zu Hilfe. Sie brachte Ariadne, die schöne Tochter des Königs Minos, dazu sich in Theseus zu verlieben. Damit Theseus nicht mit den anderen im Labyrinth sterben würde, steckte sie ihm heimlich ein Knäuel Garn zu. So konnte Theseus, wenn er den Minotauros erlegt hatte, seinen Weg aus dem Labyrinth zurückverfolgen. Endlich brachte man sie in den Irrgarten und Theseus erwartete mit Schrecken das gräßliche Ungeheuer. Brüllend sprang er auf sie los, ein riesiger Stierkopf mit gewaltigen Hörnern und darunter ein gewaltiger Menschenleib. Im richtigen Moment aber war Theseus hinter den Minotauros gesprungen und durchtrennt ihm, mit einem Hieb, die Sehnen an den Beinen, so daß das Ungeheuer stürzte. Jetzt stieß ihm Theseus das Schwert mitten durch das Herz und unter Brüllen und Stöhnen starb die Kreatur. Dem Faden folgend erreichten alle glücklich den Ausgang, doch sie waren noch nicht in Sicherheit. Auf den Rat von Ariadne, hatte Theseus bei seiner Ankunft, den kretischen Schiffen die Böden zerschlagen, so daß man sie nicht nach Athen verfolgen konnten. Ariadne hatte ihr Elternhaus verlassen und floh mit Theseus. Auf der Rückfahrt erreichten sie die liebliche Insel Naxos und legten dort an, um etwas zu rasten. Da erschien dem Theseus im Traum der Gott Dionysos und befahl ihm, Ariadne auf der Insel zu lassen, da sie ihm vom Schicksal als Braut bestimmt sei. Theseus fürchtete den Zorn des Gottes und schweren Herzens ließ er am Morgen die Segel setzten, während Ariadne noch in tiefem Schlaf lag. In seiner Ungeduld hatte Theseus als sie sich Athen näherten vergessen, was er seinem Vater versprochen hatte. Sollte Theseus auf Kreta gestorben sein, so sollte das Schiff schwarze Segel haben, wenn Theseus aber noch am Leben wäre, sollten sie die schwarzen Segel durch weiße ersetzen. So würde der greise König Aigaios wissen, was seinem Sohn widerfahren war. Theseus vergaß nun aber die Segel zu wechseln, und als Aigaios dies sah, als er auf den Klippen Ausschau nach dem Schiff hielt, ertrug er es nicht seinen Sohn tot zu wissen, und stürzte sich in die Tiefe. Seit diesem Tag heißt das Meer, das Griechenland im Osten umgibt, das Ägäische Meer.

Nach dem Tod seines Vaters, wurde Theseus König von Athen und regierte weise und wohltätig über sein Volk. Aber Theseus genügte dieses ruhige Leben nicht auf Dauer, darum nahm er am Kriegszug des Herakles gegen die Amazonen teil und raubte eine schöne Amazone, die er als Gemahlin nach Athen führte. Die Amazonen rächten sich aber für den Einfall in ihr Land und zogen mit einem gewaltigen Heer gegen Athen. Im Laufe des Kampfes wurde die Gemahlin des Theseus, die tapfer an seiner Seite gegen ihre Schwestern kämpfte, von einem Wurfspieß getötete. Danach schloß Theseus Frieden mit den Amazonen, die in ihr Land zurückkehrten. Einige Zeit später, schloß Theseus Freundschaft mit dem jungen König der Lapithen, Peirithoos. Die beiden wurden sofort Wafffenbrüder und innige Freunde. Bald darauf vermählte sich Peirithoos mit Hippodameia, einer schönen Jungfrau aus dem Stamm der Lapithen, und zahlreiche Gäste erschienen zu dem Fest. Unter anderem auch die Zentauren, die in den umliegenden Bergen hausten. Als das Fest seinen Höhepunkt erreichte, sprang einer der Zentauren, vom Wein berauscht, auf und schleppte die schöne Hippodameia an den Haaren aus dem Saal. Von der Raserei ihres Bruders angesteckt, taten es ihm die anderen Zentauren nach und bald schallten die Schreie der Frauen durch den Palast. Peirithoos und Theseus und auch andere wackere griechische Helden setzten den Zentauren nach, töteten viele von ihnen und vertrieben sie schließlich zurück in die Berge. Die schöne Hippodameia, deren Vermählung einen so furchtbaren Kampf hervorgerufen hatte, wurde ihrem Gemahl durch einen frühen Tod entrissen. Voller Kummer faßte Peirithoos einen seltsamen Gedanken. Er wollte eine Unsterbliche zur Frau, und weil er Hades, dem Gott der Unterwelt, zürnte, wählte er Persephone, die Gemahlin des Hades selbst. Theseus beschloß seinen teuren Waffenbruder zu begleiten, und so zogen sie durch die tiefen Erdschluchten in die Unterwelt hinab. Schon hatten sie den Eingang des Schattenreiches erreicht, als sie sich , ermüdet von der langen Wanderung, auf einen Felsen setzten, um etwas auszuruhen. Als sie sich einige Zeit später wieder erheben wollten, mußten sie feststellen, daß Hades, der von ihrem Plan wußte, sie am Felsen festwachsen hatte lassen. Lange saßen die beiden Helden schmachtend in der Unterwelt, als endlich Herakles kam, der den Höllenhund Cerberos aus dem Schattenreich holen sollte, und Theseus mit einem gewaltigen Ruck von dem Felsen löste. Der Versuch den Peirithoos zu befreien mißlang aber weil die Götter ihn für sein frevelhaftes Vorhaben bestraften und er auf Ewig auf dem Felsen sitzen mußte. zentaure.gif (5862 Byte)

Theseus kehrte nun allein in die Oberwelt zurück. Tief betrübt über den Verlust seines Freundes, fand der alternde Held in Athen statt des früheren Gehorsams nun im Volk  Auflehnung und Widerstand. Während seiner langen Abwesenheit hatte das Volk seine guten Taten vergessen und wollte sich die Herrschaft des Königs nicht mehr gefallen lassen. Theseus verzichtete auf den Thron und verließ Athen unter Verwünschungen. Er fuhr mit dem Schiff zu der Insel Skyros, wo ihm sein Vater reiche Güter hinterlassen hatte. Lykomedes, der König von Skyros, nahm den Helden scheinbar freundlich auf, doch wollte er ihn mit einer List töten, da er um seinen Thron fürchtete und die Ländereien des Theseus für sich beanspruchen wollte. Er lockte ihn auf einen Felsen und stieß ihn heimtückisch in die Tiefe. Erst Jahre später wurde das Andenken an Theseus im Herzen der Athener wieder lebendig und man holte seine Gebeine von der Insel Skyros und bestattete den großen Helden feierlich in Athen.

 

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